Theater am MGM: Robinson - meine Insel gehört mir

29. April 2018

Denn der klassische Defoe-Stoff bekommt in der 2016 veröffentlichten Textfassung des luxemburgischen Schriftstellers Raoul Biltgen einen neuen, sehr aktuellen Dreh: Robinson (Jan-Friedrich Schaper) will gar nicht gerettet werden. Vielmehr soll bloß niemand seine – von Bühnenbildner Tom Grasshof mit minimalistischen Mitteln geschaffene – Insel betreten.

Schließlich hat er sich einiges aufgebaut, seitdem er als schiffbrüchiger Matrose auf der einsamen Insel strandete: Haus, Garten, selbstgezimmerte Möbel und Jagdwaffen. Nun ist seine größte Angst, dass jemand kommen und ihm das alles wegnehmen könnte. Schaper spielt den Gestrandeten sehr energiegeladen, lässt unter dem Stolz auf das Erreichte immer wieder die nagende Einsamkeit hervorblitzen. Die Einsamkeit, die ihn vermutlich zwangsläufig so engstirnig und egoistisch gemacht hat.

Trotz all seiner Vorsichtsmaßnahmen strandet ein Fremder (Andreas Ricci) auf Robinsons Insel. Der heißt witzigerweise auch Robinson, wird aber vom Erstbewohner der Insel („Jetzt klaut der mir schon meinen Namen“) „Freitag“ getauft. Als Freitag von seiner Flucht aus dem Land der Kannibalen erzählt, wächst Robinsons Angst vor weiteren Asylsuchenden: „Mit einem fängt es an und plötzlich sind es Tausende.“

Ricci lässt den Zuschauer die heisere Verwirrung und die anschließende Erleichterung des endlich gestrandeten Freitags unmittelbar spüren. Der Eindringling, der eigentlich gar keiner ist und auch nicht sein will, unterwirft sich allen Regeln, die Robinson ihm auferlegt, bringt ihn aber schließlich mit einer Backpfeife zur Besinnung und bringt Robinson dazu, auf das Gemeinsame zu schauen. Am Ende lachen beide über die gleichen Witze und auch Robinson sieht ein, dass es gar nicht so schlecht ist, nicht mehr alleine zu sein.

Wie immer bei Greta hatten die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufen fünf bis acht von insgesamt vier Nordeifel-Schulen nach der rund einstündigen Vorstellung die Gelegenheit, mit den Schauspielern ins Gespräch zu kommen und mit Theaterpädagogin Anja Geurtz das Gesehene zu reflektieren. Von den beiden Darstellern erfuhren die jungen Zuschauer, wie man Schauspieler wird, wie man 25 DIN-A4-Seiten Text auswendig lernt und dass man auf der Bühne ganz anders sein und denken muss als im richtigen Leben.

Auf die Frage nach der Botschaft des Stücks gingen die Schüler mehr auf Egoismus und Besitzdenken ein als auf das Thema Asyl und Angst vor Fremdem. Dennoch dürfte wohl auch diese Intention in den meisten Köpfen der jungen Zuschauer angekommen sein.

(Eifeler Zeitung 27.04.2018)




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