24. Januar 2016
Dass dies besonders wichtig ist, zeigt eine Umfrage der Fünft- und Sechstklässler, deren Ergebnis nun vorliegt und die beiden Teenager ganz schön schockt.
„Die Fünftklässler nutzen Medien wie das Internet sogar noch häufiger als die Sechstklässler“, sagt Pia Beckers. 37 Prozent der 71 befragten Fünftklässler sind täglich im Internet aktiv, bei den Sechstklässlern sind es sogar 48 Prozent der 94 Schüler. Dabei handle es sich jedoch keineswegs nur um Jungs, machen Pia Beckers und Fabio Stollenwerk deutlich. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es sogar überwiegend Mädchen sind“, sagen die Schüler.
Und auf welchen Seiten verbringt der Nachwuchs seine Freizeit? Bei den Mädchen seien vor allem Kanäle wie Instagram und Snapchat beliebt. Auf diesen kann man eigene Fotos hochladen und Fotos von anderen durch ein sogenanntes „Like“ positiv bewerten. Auch Schmink-Videos seien bei den Fünft- und Sechstklässlerinnen angesagt.
Und wie sieht es mit den Vorlieben der Jungs aus? Die seien vor allem von Videos angetan. „Es gibt z.B. kurze Filme, in denen verschiedene Spiele erklärt werden“, sagt Fabio Stollenwerk.
Dass Videos eine immer größer werdende Rolle spielen, weiß auch Peter Tambornino. Der Musiklehrer hat die Erfahrung gemacht, dass Schüler sich auch bei den neuesten Musikvideos bestens auskennen. Diesen Trend bestätigen auch die Zahlen der Umfrage. 82 Prozent aller Fünft- und 84 Prozent aller Sechstklässler der Schule schauen sich im Internet regelmäßig Musikvideos an.
Während die virtuelle Welt immer beliebter wird, nimmt das Fernsehen an eben solcher immer mehr ab. „Die Schüler schauen viel weniger Fernsehen, als wir das in ihrem Alter noch gemacht haben“, sagt Pia Beckers und Fabio Stollenwerk liefert prompt den Grund: „Im Internet findet man alles. Wenn man Informationen braucht oder die Nachrichten schauen will, dann muss man nur aufs Handy gucken.“
Bereits im Mai des vergangenen Jahres nahmen die beiden Neuntklässler an einer Schulung teil (wir berichteten). Initiiert wurde das Projekt, das auch an der Elwin-Christoffel-Realschule sowie am Berufskolleg in Simmerath gestartet ist, von Ralf Pauli (Jugendamt der Städteregion). Am St.-Michael-Gymnasium sind Pia Beckers und Fabio Stollenwerk zwar die beiden Ansprechpartner, Unterstützung erhalten sie jedoch von Lehrer Peter Tambornino und Schulsozialarbeiterin Gertrudis Lüning-Koch.
Für die Schulsozialarbeiterin sind die Ergebnisse der Umfrage nicht überraschend. „Ich arbeite auch noch an einer Grundschule. Da sagen viele Kinder, dass sie in der fünften Klasse ein Smartphone bekommen und dann auch Whats-App-Gruppen gründen können.“ Von diesen Chats hält Lüning-Koch allerdings nicht viel. „Sie sind wie ein virtuelles Klassenzimmer und das, was darin passiert, bekommt kein Außenstehender mit“, sagt sie und spielt damit auf das Thema Mobbing an.
Dies sei jedoch nicht nur für Nutzer von Smartphones ein Thema, sondern auch in Computerspielen weit verbreitet. „Es gibt Spiele, die man zu mehreren Leuten spielt. Wenn ein Spieler aber die ganze Zeit über nicht mitspielen darf, dann ist das auch Mobbing“, macht Pia Beckers deutlich.
Den beiden Medienscouts ist es wichtig, für die Schüler da zu sein und Präsenz zu zeigen. Kurz vor den Weihnachtsferien erhielten sie in der Schule einen eigenen Raum, in dem sie nun jeden Mittwoch in der zweiten Pause eine persönliche Beratung anbieten.
Die beiden Teenager sind selbst davon beeindruckt, wie sich die Nutzung verschiedener Medien im Laufe der vergangenen Jahre verändert hat. „Als wir in der fünften Klasse waren, hatte kaum jemand ein Handy. Und wenn doch, dann hatte er nur drei Nummer: die von Mama, Papa und Oma“, meinen Pia Beckers und Fabio Stollenwerk.
Doch auch wenn die Schüler wissen, wie die Bedienung funktioniert, vor dem Missbrauch sind sie meist nicht geschützt. „Jeder weiß, dass er z.B. keine Nacktfotos ins Internet setzen sollte, aber es kommt trotzdem immer wieder vor. Das Internet vergisst nichts“, sind sich Gertrudis Lüning-Koch und Peter Tambornino sicher.
In einem weiteren Schritt wollen die beiden Medienscouts gemeinsam mit ihren Betreuern einen Elternabend organisieren. Auf diesem soll ein Experte über die Gefahren der digitalen Medien aufmerksam machen. Immerhin gebe es viele Eltern, die sich nicht dafür interessieren würden, auf welche Weise ihr Kind im Internet seine Freizeit verbringt und welchen Gefahren es dabei ausgesetzt ist.
Es gibt jedoch auch das andere Extrem. „Ich weiß von einigen Freunden, dass ihre Eltern abends die Handys kontrollieren“, sagt Pia Beckers, die dazu eine klare Meinung hat: „Ich finde, das geht gar nicht. Das ist so, als würde man das Tagebuch lesen.“
Besonders zufrieden mit dem Engagement der beiden Schüler sind Peter Tambornino und Gertrudis Lüning-Koch. „Die beiden sind wirklich klasse und sehr zuverlässig. Sie hatten auch keine Scheu, durch die Klassen zu gehen. Die Basis ist schon einmal gut, jetzt müssen wir die ganze Sache nur richtig ans Laufen bekommen“, sagt Lüning-Koch.
(Eifeler Zeitung 25.01.2016)
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