29. Januar 2015
Es war im Jahr 1979 als Lothar Stresius von der Bezirksregierung die schriftliche Zusage erhielt, nach seiner Referendariatszeit wunschgemäß als Lehrer an das St.-Michael-Gymnasium nach Monschau zu wechseln.
Am Ende sollte es aber noch bis 1996 dauern, ehe der Pädagoge und Lehrer für Deutsch, katholische Religion, Philosophie und Latein auf die Haag kommen sollte. „Monschau war immer meine erste Wahl“, bekennt Dr. Lothar Stresius, auch wenn sich dieser prägende Abschnitt in seinem beruflichen Leben nun dem Ende nähert. Mit Wirkung vom 1. Februar 2015 tritt der 65-Jährige in den Ruhestand. Morgen wird mit rund 250 geladenen Gästen in der Aula Abschied gefeiert.
Dass Lothar Stresius erst über Umwege Monschau erreichte, hat mit seinem beruflichen Status als Beamter zu tun. Wegen eines plötzlichen Personalengpasses machte die Schulverwaltung des Landes die Zusage für das Monschauer Gymnasium plötzlich wieder rückgängig, und der junge Lehrer musste beim Städtischen Gymnasium in Übach-Palenberg in die Bresche springen. Vor gut 18 Jahren bot sich dann aber doch die Chance, die berufliche Wunschposition in der Nordeifel zu ergreifen. Der Studiendirektor wurde im Jahr 2002 stellvertretender Schulleiter des Monschauer Gymnasiums, ehe er 2004 Nachfolger von Direktor Alfons Rex wurde.
Als gebürtiger Dürener lag für Lothar Stresius die Eifel schon immer in Reichweite, und zahlreiche Freizeit-Aktivitäten in Monschau schufen schon früh eine enge Bindung zur Region: „Ich mag die Menschen und die Gegend“, versichert er, „und die Stelle am St.-Michael-Gymnasium war wie für mich geschaffen.“ Niemals hat er diese Entscheidung bereut: „Ich bin jeden Tag gerne von Walheim nach Monschau gefahren.“ Dazu beigetragen hat sicherlich auch das rund 65-köpfige Kollegium. „Hier geht noch vieles auf dem kleinen Dienstweg“, blickt der scheidende Schulleiter auf eine Arbeit in einem aufrichtigen und offenen Team zurück.
Dr. Lothar Stresius hat in seiner über 18-jährigen Tätigkeit am Monschauer Gymnasium Spuren hinterlassen und genoss als Teamplayer wie auch als Vorgesetzter hohe Wertschätzung, und dass die Schule mit ihren derzeit 850 Schülern eine herausragende Position in der Nordeifeler Schullandschaft einnimmt, darf bei aller Bescheidenheit auch seinem Engagement zugeschrieben werden. Die beharrliche Position bei Verhandlungen mit dem Schulträger („Wir sind immer gut versorgt worden und haben stets die nötige Unterstützung erhalten“) zeigten sichtbare Ergebnisse. Die Schulgebäude befinden sich in einem baulich hervorragenden Zustand, und die Ausstattung der naturwissenschaftlichen Unterrichtsräume liegt laut Stresius „weit über dem Standard“.
Noch wichtiger als die Bausubstanz an einer Schule ist aber das inhaltliche Fundament. Auch hier erlebte der Schulleiter gravierende Veränderungen. „Wir müssen viel mehr als noch in früheren Zeiten die Schüler dort abholen, wo sie stehen.“ Die Unterschiedlichkeit und Verschiedenartigkeit in der Schülergemeinschaft sei größer geworden. Von dieser Entwicklung seien auch die ländlichen Gebiete nicht verschont worden. Seine Schule müsse sich heute verstärkt mit Fördermaßnahmen auseinandersetzen, und eine Reihe von Schülern lebe in nicht mehr in intakten Familienstrukturen. „Ohne Schulsozialarbeit geht es heute nicht mehr.“
Daraus, betont Lothar Stresius, könne man aber nicht den Schluss ziehen, „dass die Kinder heute dümmer als früher sind, aber durch ihre soziale Situation werden sie leider oft am erfolgreichen Lernen gehindert.“
Trotz solcher inhaltlichen Anpassungen, an denen die Schule nicht mehr vorbeikommt, sieht Stresius auch für die Zukunft das Gymnasium neben der Sekundarschule als eine der tragenden Säulen in der Schullandschaft, erst recht, wenn Realschule und Hauptschule als weiterführende Lernangebote nicht mehr existierten.
Wenn die Eltern also künftig für ihre Kinder die Wahl zwischen Gymnasium und Sekundarschule treffen könnten, dann hofft Stresius, dass die Eltern trotz der Aufhebung der nicht mehr verbindlichen Schulempfehlung der Grundschule dem Urteil der Experten vertrauen und darin eine Orientierungshilfe sehen.
Aus Sicht des Schulleiters dürfe in dieser Frage kein „Kampf bis aufs Messer“ geführt werden. Es sei objektiv festzustellen, „dass vermehrt Kinder zu uns kommen, die den Anforderungen in der fünften Klasse nicht mehr gewachsen sind“. Für Lothar Stresius ist die Richtung in dieser Frage klar: „Ich finde, die Schule sollte sich am Leistungsprinzip orientieren“, sagt der Pädagoge.
Diese gute Portion Bodenhaftung, so darf man folgern, hat den Schulleiter auch innerhalb der Schülerschaft zu einem beliebten Lehrer gemacht, eine Benotung, „von der ich auch schon gehört habe“, sagt Stresius schmunzelnd und fügt hinzu: „Auf dem Flur grüßen mich Schüler, die ich vom Unterricht her gar nicht kenne.“
So ganz wird Dr. Lothar Stresius nach seinem offiziellen Abschied dem Monschauer Gymnasium aber nicht den Rücken kehren, auch wenn für ihn klar ist, dass die inneren Angelegenheiten der Schule ab sofort ganz allein in der Kompetenz seines Nachfolgers Dr. Bernd Gotzen, dem bisherigen stellvertretenden Schulleiter, liegen.
Im Förderverein des Gymnasiums, das im vorigen Jahr 125 Jahre alt wurde, bleibt er Mitglied, und für die nächsten Monate erteilt er einem syrischen Jungen, der seit einigen Monaten das Gymnasium besucht, auf ehrenamtlicher Basis Deutschunterricht, um dessen große Motivation zu fördern. „Der Junge ist mir ans Herz gewachsen.“
Ansonsten belässt es Stresius dabei, auf eine gute Zeit in Monschau zurückzublicken: „Ich freue mich über die Schüler an dieser Schule und das stets immer hervorragende Verhältnis zur Elternschaft. Es ist nie zu großen Eskalationen gekommen.“
Im Ruhestand kann er sich nun verstärkt lieb gewonnenen Freizeitbeschäftigungen widmen: der aktiven Mitwirkung im Kirchenchor Kornelimünster und der Auseinandersetzung mit der Regionalgeschichte.
(Eifeler Zeitung 29.01.2015)
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