"Fair future": Wie groß ist unser ökologischer Fußabdruck?

"Fair future": Wie groß ist unser ökologischer Fußabdruck?

30. Mai 2012

Ziel der Veranstaltung ist es, die Schüler an das Thema „nachhaltiger Lebensstil" heranzuführen. Drei Jahre lang tourt die Show durch Deutschland, besucht rund 1000 Schulen und ermutigt 500 000 Schülerinnen zu einer Diskussion darüber, wie sie selbst die Welt nachhaltig und fairer gestalten können.

Moderator Kai Wichmann stieg sofort ins Thema ein. „Wer ist für eine gerechte Zukunft?", fragte er in das Auditorium. Zögerlich hoben die Schüler ihre Hände. Klar, für eine gerechte Zukunft zu sein, ist ja nicht verkehrt. Aber Wichmann wollte auf mehr hinaus, ließ ein Viertel seiner Zuhörer sich von den Plätzen erheben, um bildlich die Ressourcenverteilung zwischen Industriestaaten und der Dritten Welt zu verdeutlichen. Während nämlich 4,2 Global-Hektar für Energie- und Ressourcengewinn auf einen Deutschen entfallen, stehen einem Inder im Durchschnitt nur 0,8 Global-Hektar zur Verfügung. Als sich dann drei Viertel der Schüler im Saal erheben durften, spürten die nun Sitzenden, was es heißt, einer erdrückenden Masse gegenüberzustehen.

„Bewusstseinsbildung", erläuterte Wichmann, sei das oberste Ziel. „Denn die Schüler sind die Generation, die es ausbaden muss."

Um die Dramaturgie um die ökonomische Ungleichheit und den ökologischen Raubbau zu steigern, ging es visuell weiter: Mit einem Aufklärungsfilm wurden die Schüler für die Themen Hunger, Rohstoffe, Erderwärmung sensibilisiert. Der eindrucksvolle Film zeigte die Auswirkungen des Klimawandels, Umweltzerstörung, die ungerechte Ernährungsituation auf der Welt oder das Problem der Kinderarbeit in vielen Entwicklungsländern. Viele Daten, Zahlen und Fakten prasselten auf die Schüler ein. „Was der Planet in einem Jahr gibt, ist in neun Monaten aufgebraucht", mahnte die freundliche Stimme des Sprechers. Wissenschaftssprachlich formuliert: Ein ökologisches Defizit besteht. Ressourcen werden so nicht nur unwiederbringlich aufgebraucht, auch die Verteilung ist fraglich.

„Alle fünf Sekunden stirbt ein Kind an Hunger", redet der Aufklärungsfilm dem jungen Publikum ins Gewissen. Doch die Gier nach Rohstoffen gehe unvermindert weiter. Jeder möchte mehr haben, besser essen, besser wohnen, besser Urlaub machen. Dafür wurden Rohstoffe aus den armen Ländern abgezweigt und daraus hergestellte Produkte teils subventioniert in eben jene Länder exportiert. Statt Nahrungsmittel für den heimischen Markt zu produzieren, pflanzten die hungernden Menschen Soja für europäisches Nutzvieh an.

„Der ökologische Fußabdruck misst, ob etwas ökologisch nachhaltig ist", so Kai Wichmann. Und der ökologische Fußabdruck der Deutschen sei wahrlich nicht klein. Noch immer wird in den Urlaub geflogen anstatt in heimischen Gefilden den öffentlichen Verkehr zu nutzen, und Fleisch wird der Vorzug vor Getreide gegeben. Der ökologische Fußabdruck setzt sich aus den Teilen Konsum, Ernährung, Mobilität und Wohnen zusammen.

Anschaulich listete der Aufklärungsfilm Alternativen auf. Fair-Trade, Niedrigenergiehäuser und heimische Nahrungsmittel sind das Losungswort.

In der anschließenden Fragerunde zeigte sich, dass die Schüler vor allem Fragen rund um die Ernährung beschäftigen. Kai Wichmann stellte klar, dass Fleisch nicht verboten sei, aber dass es für die Umwelt viel ausmache, wenn alle Menschen nur ein bisschen weniger Fleisch essen würden - deshalb gebe es auch den Veggie-Day, eine Aktion, bei der man einen Tag pro Woche auf Fleisch verzichtet.

Die Diskussion mochte aber vor allem in der Mittagszeit nicht so recht in Gang kommen. Und die recht forsche Herangehensweise an das Gewissen der Kinder und Jugendlichen und der permanente Verweis, was ihre Eltern alles beim Einkaufen von Kleidung und Nahrungsmitteln oder bei der Fahrt zur Arbeit falsch machen, traf auch nicht immer den Geschmack der pädagogischen Begleiter: „Das war viel zu viel Information in kurzer Zeit und ist von den Schülern kaum aufzunehmen", war eine Lehrerin weniger einverstanden mit der Form der Präsentation. „Und nur weil sich auf die Frage des Moderators kein Junge als Vegetarier bekennt, darf man diese nicht alle als ‚fleischfressende Monster‘ abqualifizieren", echauffierte sich ihre Kollegin.

„Ihr könnt selbst gleich morgen etwas ändern, wenn Ihr es schafft, dass es in Eurer Schule in den Pausen statt des Hamburgers mit Fleisch aus dem Regenwald Produkte aus Eurer Heimat gibt", rief Kai Wichmann auf, doch dafür hatte Lehrerin Waltraud Haake nur ein müdes Lächeln übrig: „Gibt es doch schon längst", so die Pädagogin der St. Ursula-Schule.

Finanziert hatte die Teilnahme so vieler Eifeler Schüler (3 Euro je Teilnehmer) übrigens zu einem Großteil die Sparkasse Aachen. Dieses Geld dürfte aber nur dann gut angelegt sein, wenn die teilnehmenden Schulen die Thematik nun im Unterricht vertiefen.

(Eifeler Zeitung, 30.05.2012)




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