10. September 2011
Mittlerweile haben die Medien ausführlich über das Erdbeben am Niederrhein mit Epizentrum nahe Goch an der niederländischen Grenze berichtet. Doch bereits 20,65 Sekunden nach Beginn des Bebens konnten schon im circa 180 Kilometer entfernten Monschau Aussagen über die Erschütterungen getroffen werden. Denn auch der Seismograph im Städtischen St.-Michael-Gymnasium hat das Beben registriert.
«Dieses Beben in Goch zeigt, dass die Eifel und das Rheinland zu denjenigen Gebieten Deutschlands zählen, die eine höhere Erdbebenwahrscheinlichkeit haben als die meisten anderen Regionen», erklärt Ulrich Arndt, Leiter der Seismik-AG des St.-Michael-Gymnasiums. «Verglichen mit aktiven Zonen wie Japan ist die Wahrscheinlichkeit eines Bebens hier jedoch sehr gering.»
An das letzte Beben in der Nähe, im Jahr 1992 im niederländischen Roermond, erinnern sich die Nordeifeler noch gut. Dieses war 100 Mal stärker als das Beben vom Donnerstag und auch deutlich in der Region zu spüren.
Hinsichtlich der Bebenwahrscheinlichkeit seien in Deutschland mit Eifel und Rheinland noch der Oberrheingraben, die Schwäbische Alb und das Vogtland vergleichbar. Auf die Frage, ob dieses Beben nun einen Grund zur Besorgnis darstelle, kann der Physiklehrer des Gymnasiums keine eindeutige Antwort geben. «Es gibt eine sehr heiße Diskussion darüber, ob Erdbeben voraussagbar sind oder nicht. Die meisten Experten sagen aber nein.» Nur wenige Seismologen seien der Überzeugung, man könne Aussagen über künftige Beben treffen. Ulrich Arndt versucht, die Problematik der Vorhersage am Beispiel des Wetters zu verdeutlichen. Schließlich könne man Wolken, Winde und sämtliche Veränderungen des Wetters aktiv beobachten und es gäbe zahlreiche Wetterstationen, die schon sehr präzise Aussagen über das Wetter treffen könnten. Trotzdem seien die Vorhersagen manchmal ungenau.
Stärkere Erdbeben spielten sich aber in einer Tiefe von 30 Kilometern ab und die tiefste Bohrung, die je durchgeführt, aber mittlerweile wieder zugeschüttet wurde, war nur zwölf Kilometer tief.
So sei es äußerst schwierig, Voraussagen über diese Vorgänge zu treffen. Was aber möglich ist, ist die Analyse von bereits vergangenen Erdbeben.
Diese hat sich unter anderem die Seismik-AG des St.-Michael-Gymnasiums zur Aufgabe gemacht. Schüler - und übrigens auch zahlreiche Schülerinnen - der Jahrgangsstufen 6 bis 12 nehmen an den regelmäßigen Treffen mit Leiter Arndt teil und schauen sich Seismogramme an, analysieren sie, lernen, wodurch Erdbeben entstehen und erforschen somit das Innere der Erde.
In den nächsten Sitzungen wird natürlich auch das Beben von Goch besprochen. «Zu unseren Treffen gehört auch, dass die Schüler lernen, wie man sich im Fall eines Erdbebens verhält,» ergänzt Ulrich Arndt. Schließlich solle man nicht aus dem Haus heraus laufen, sondern sich unter einen stabilen Gegenstand, wie beispielsweise einen Tisch, retten. «Wenn man aus dem Haus läuft, besteht die Gefahr, dass man von herabstürzenden Gegenständen erschlagen wird», weiß der Lehrer.
Wichtig sei für ihn auch, immer wieder auf den Memento Mori-Effekt einzugehen. Es sei schließlich etwas Besonderes, wenn der Seismograph ausschlage, jedoch kann dies auch automatisch immer bedeuten, dass irgendwo Menschen in Not sind oder sogar sterben müssen. Neben dem Sichtschrieb in der Pausenhalle hängt aus diesem Grund ein Infokasten, in dem über die Auswirkungen von schweren Erdbeben berichtet wird.
(Carmen Krämer, Eifeler Zeitung 09.09.2011)
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