10. November 2020
„Um 7.50 Uhr hieß es am 9. November 2020 für die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q2 Steine putzen statt Schulbank drücken. Gemeinsam mit Vertretern des Arbeitskreises Geschichte Eicherscheid trafen wir uns in Simmerath-Eicherscheid gegenüber der Kirche, wo in der 30er Jahren die einzige jüdische Familie des gesamten Monschauer Landes wohnte: Leo und Helene Kaufmann mit ihrer Tochter Edith. Hier ein Zitat aus den Erarbeitungen des Arbeitskreises, die uns für den Unterricht freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden:
„Die Kaufmanns waren zunächst über einige Jahre im Eicherscheider Dorf- und Vereinsleben voll integriert. Dies änderte sich jedoch schlagartig nach der Machtübernahme der Nazis 1933. Bereits im April 1933 setzten mit den Boykott-Aufrufen jüdischer Geschäfte durch die Nazis die antisemitischen Aktionen ein. Als die einzigen jüdischen Bewohner im Kreis geriet auch die Familie Kaufmann aus Eicherscheid zwangsläufig ins Visier nationalsozialistischer Hetze. Nach den 1935 von Hitler in Kraft gesetzten Nürnberger Rassenesetzen verschärfte sich die Situation nochmals heftig.“
Über unsere Arbeit an den Informationen zum Leben vor, während und nach der nationalsozialistischen Herrschaft werden wir hier später noch einen Beitrag als Dokumentation unseres Unterrichts veröffentlichen!
Gestern Morgen hieß es erst einmal, sich zu erinnern und die Steine, die der Künstler Gunter Demnig 2017 in Eicherscheid verlegt hat, wieder zu polieren: Damit gedenken wir zum einen der Opfer, der Familie Kaufmann, die glücklicherweise auch Hilfe erfahren durfte und letztlich nach der Zerstörung ihres Hauses und der Verschleppung des Ehemanns und Vaters in das KZ Sachsenhausen über Belgien nach Amerika auswandern konnte. Aber wir gedenken damit auch allen Opfern, die von 1933 bis 1945 Opfer eines Systems wurden, das Werte, wie Humanität, Zivilisation und Anstand, mit Füßen getreten hat. Darüber hinaus wollen wir aber auch Gesicht für eine Gesellschaft zeigen, in der Demokratie, Freiheit und Menschenrechte unwiderruflich an oberster Stelle stehen müssen!“
Anja Sistermans
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